PRIMÄRVERSORGUNG TIROL
Ein Gruppenprojekt des Team PV Management Center Innsbruck
Menschen in Österreich leben länger, aber nicht gesünder. Die Krankenhausambulanzen sind überfüllt und viele Allgemeinärzt/innen werden in den nächsten Jahren in Pension gehen. Diese Herausforderungen stellen sich heutzutage für das österreichische Gesundheitssystem, und mit den Primärversorgungseinheiten soll eine Lösung entstehen. Tirol ist neben Vorarlberg mit keiner einzigen umgesetzten Primärversorgungseinheit und nur einer in Planung das Schlusslicht im österreichischen Bundesländervergleich. Das Team hat sich in Absprache mit der Projektpartnerin die Frage gestellt, ob und wie es möglich ist, die Gesundheitsversorgung der Menschen mit der Gründung einer Primärversorgungseinheit in Tirol zu verbessern.
Anhand der Forschung und Recherche des Teams wurde festgestellt, dass im Einzugsgebiet südöstliches Mittelgebirge ein Bedarf für eine Primärversorgungseinheit gibt, allerdings nicht in Form eines Zentrums, sondern mithilfe der Verknüpfung der bestehenden Ressourcen anhand eines Netzwerks. Weiters konnte den ansässigen Allgemeinmediziner/innen im Aufbau dieses Netzwerkes unterstützt werden, damit in den nächsten ein bis zwei Jahren die Gründung erfolgen kann.
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DAS TEAM
CARINA KAPELLER
Team Leitung
Rettungssanitäterin
Studentin am MCI (Vertiefung Gesundheitsmanagement, 4. Semester)
Team Funktion: Externe Kommunikation mit Praxispartnern, Team Management
LISA CECON
Team Mitglied
Arbeitserfahrung im Projektmanagement
Studentin am MCI (Vertiefung Gesundheitsmanagement, 4. Semester)
Team Funktion: Dokumentation und Formatierung
ISABELLA PIEGGER
Team Mitglied
Arbeitserfahrung in verschiedenen Gesundheitszentren
Studentin am MCI (Vertiefung Gesundheitsmanagement, 4. Semester)
Team Funktion: unterstützende Kommunikation, Krisen- und Risikomanagement
DAVID REISENAUER
Team Mitglied
Arbietserfahrung im Qualitäts- und Risikomanagent bei Tirol Kliniken
Studentin am MCI (Vertiefung Gesundheitsmanagement, 4. Semester)
Team Funktion: Koordination Teammeetings und externe Termine
PROJEKTPLAN
Meilensteine
Erstgespräch
Seit dem ersten Telefoninterview mit unserem Projektpartner am 20. März konnten wir zielorientiert an unserem Projekt arbeiten.
Graz/Enns
Zunächst wäre geplant gewesen, am 24. April für den Primary Care Congress nach Graz zu reisen, um das System besser zu verstehen und einen tieferen Einblick in die Sache zu erhalten. Bedauerlicherweise wurde dies aufgrund der Situation mit Covid-19 auf Herbst 2020 verschoben und wir werden das nicht in unser Projekt einbeziehen können. Der neue Plan ist im Moment, dass wir nach Enns fahren, um ihr primäres Gesundheitszentrum zu besuchen. Auf diese Weise wollen wir Klarheit darüber gewinnen, wie eine Primärversorgungseinheit konzipiert und aufgebaut wird.
Leistung
Mit der Abgabe der Abschlussarbeit können unsere Projektpartner und Kursleiter unsere Leistungen bewerten und sich einen Überblick über die Abschlusspräsentation verschaffen.
Präsentation am 29. Juni
Das Projekt wird Kommilitonen, Klienten und Lehrenden im Rahmen eines Projektforums vorgestellt.
Reflexion
Nach der Präsentation und Einreichung der Seminararbeit findet eine Nachbesprechung des Projektes statt. Die Reflexion dient dazu, den Erfolg oder die Schwächen und Stärken der Projektarbeit des Teams zu bewerten, um uns Verbesserungsmöglichkeiten für zukünftige Projekte aufzuzeigen.
Abschluss
Nachdem die Aufträge, Portfolios und Papiere eingereicht wurden und das Projekt diskutiert wurde, ist das Projekt abgeschlossen.
AUSGANGSITUATION
Menschen leben heutzutage länger, aber leben sie auch gesünder? Österreicher/innen hatten 2017 bei Geburt eine Lebenserwartung von etwa 82 Jahren (Männer 79,4; Frauen 84), womit das europäische Mittel mit 80,9 Jahren (M 78,3; F 83,5) leicht übertroffen wird (eurostat 2018). Allerdings unterscheiden sich Lebenserwartung und Anzahl an gesunden Jahren stark. Der EU-Durschnitt liegt bei 64,2 Jahren (F) bzw. 63,7 Jahren (M). Österreich liegt mit 57 (F) und 56,8 Jahren (M) deutlich unter dem EU-Schnitt und schneidet damit schlechter ab als Italien, Polen oder Rumänien zum Beispiel. Eine andere Studie der Statistik Austria zeigt, dass in Österreich die Lebensjahre mit chronischer Krankheit zugenommen haben, was bedeutet, dass die Menschen früher an zum Beispiel Diabetes erkranken als noch vor 17 Jahren. 2003 lagen die Jahre ohne chronische Krankheit bei Frauen bei 66,7 Prozent, was sich bis 2018 auf 55,5 verringert hat. Bei Männern haben sich die Jahre ohne chronische Erkrankung von 63,2 auf 55,4 verringert. Primärversorgung würde mehrere Ziele wie bessere Gesundheit, weniger Krankheiten, mehr Gerechtigkeit und die enorme Verbesserung der Leistungen der Gesundheitssysteme erreichen.
PROBLEMSTELLUNG
Trotz des breitgefächerten Leistungsangebotes und der sozialen Krankenversicherung in Österreich, ist die organisatorische und finanzielle Struktur des Gesundheitssystems nach wie vor in den einzelnen Bundesländern komplex und nicht einheitlich. Herausforderungen in den nächsten Jahren sind vor allem die anstehende Pensionierungswelle der österreichischen Allgemeinmediziner/innen und die hohe Auslastung der Krankenhausambulanzen. 28 Prozent der österreichischen Allgemeinmediziner/innen sind über 60 Jahre alt und werden in den nächsten 5 bis 10 Jahren in Pension gehen. Die Anzahl der Patient/innen in österreichischen Spitalsambulanzen hat sich seit 2010 von etwa acht Millionen Menschen auf über 9 Millionen erhöht. Auch die ambulanten Endkosten sind österreichweit von 1,5 Milliarden auf 2,5 Milliarden Euro gestiegen. Die Vertreter des österreichischen Gesundheitssystems haben deshalb in den letzten Jahren verschiedene Versorgungssysteme entwickelt, nach dem System der Gruppenpraxen der Ärztekammer zuletzt 2017 das Primärversorgungssystem, das in Form eines Gesetzes beschlossen wurde. Die Primärversorgungseinheiten sollen die Lösung für die oben genannten Herausforderungen sein.
MEHRWERT VON PRIMÄRVERSORGUNGSEINHEITEN
Multiprofessionelle Primärversorgungseinheiten gewähren Patient/innen hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung. Hierbei wird großer Wert auf qualitätsvolle, möglichst wohnort- und zeitnahe Behandlungen gelegt. Die Deckung der allgemeinmedizinischen Versorgung an Randtageszeiten ermöglicht längere Öffnungszeiten, durch das Fernbleiben aus dem ambulanten und stationären Bereich werden nosokomiale Infektionen reduziert. Das erweiterte Angebot von unterschiedlichen Berufsgruppen unterstützt die ganzheitliche Genesung von Patient/innen. Die Primärversorgung bietet eine effiziente und umfassende Gesundheits- und Krankenversorgung und unterstützt dadurch das Allgemeinwohl der Bürger/innen.
Der Zusammenschluss von medizinischen Berufsgruppen stärkt das Versorgungsangebot der Regionen und sichert dadurch die allgemeinmedizinische Versorgung in den Gemeinden. Die nachhaltige Versorgung berücksichtigt die Bedürfnisse der Regionen und erhöht somit die Lebensqualität in der Umgebung. Die Menschen werden wohnortnah versorgt und haben sowohl Allgemeinmedizin als auch erweitertes Angebot in der Nähe. Die transparente Vernetzung der Gesundheitsangebote gewährleistet eine verbesserte Planung der Gesundheitsversorgung.
Die kooperative Zusammenarbeit im Team entlastet Teammitglieder vor unnötiger Bürokratie. Durch Dienstabsprachen sind familienfreundliche Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit möglich, auch Urlaube können besser abgestimmt und geplant werden, dadurch wird die Work-Life-Balance erhöht. Des Weiteren werden durch die Verbindung von direktem Austausch und Teammeetings bestmögliche und hochwertige Behandlung für die Patient/innen sichergestellt. Das gesamte Team hat Zugriff auf Patientendaten wodurch ein umfassender Behandlungsverlauf garantiert werden kann (BMSGPK 2019).
PVZ/PVN
Eine Primärversorgungseinheit (PVE) kann sowohl als Zentrum (PVZ) als auch als Netzwerk (PVN) mit mehreren Standorten gegründet werden (Sozialversicherung 2018). Die beiden Organisationsformen werden im Folgenden grafisch dargestellt und erklärt.
PRIMÄRVERSORGUNGSNETZWERK (PVN)
In der obenstehenden Abbildung wird ein PVN dargestellt. In einem Netzwerk arbeiten Ärzt/innen weiter in den eigenen Praxen, es wird aber zwischen den Standorten kooperiert und zusammengearbeitet. Öffnungszeiten und Bereitschaftsdienste werden untereinander abgesprochen. Zusätzlich wird das Netzwerk noch mit weiteren Gesundheits- und Sozialberufen erweitert, diese verteilen sich auf die bestehenden Arztpraxen.
PRIMÄRVERSORGUNGSZENTRUM (PVZ)
Abbildung 2 zeigt ein Primärversorgungszentrum. In einem PVZ arbeiten Ärzt/innen und weitere Gesundheits- und Sozialberufe gemeinsam an einem Standort, dies stärkt die engere Zusammenarbeit. Die Behandlungen der Patient/innen erfolgen unter einem Dach.
STANDORT
Südöstliches Mittelgebirge
Im Gebiet SÖM ist seit 2017 eine Primärversorgungseinheit, genauer gesagt ein Primärversorgungsnetzwerk in Planung, wodurch sich die Projekt Standortwahl, und damit die erhobene Verbesserungsmöglichkeit der medizinischen Versorgung im SÖM, bestätigt hat. Die Planung im süd-östlichen Mittelgebirge wird mit den bestehenden Allgemeinmediziner/innen zu einem PVN gemeinsam fortgesetzt. Das Kernteam besteht aus mindestens drei Arztstellen (VZÄ) für Allgemeinmedizin, bzw. 2,5 Kassenvertragsstellen, die sich als Verein oder GesmbH zusammenschließen. Einer der Ärzt/innen übernimmt die ärztliche Leitung/ Geschäftsführung des PVE. Weitere Gesundheitsberufe sollen auf den Praxisstandorten verteilt dazukommen.